Das Geschwätz von der Eizellen-«Spende»
Der Schweizer Bundesrat (Regierung) hat kürzlich die Eckpunkte für die Revision des Fortpflanzungsmedizingesetzes festgelegt. Er will die Eizellen-«Spende» legalisieren, die «Spenderinnen» schützen und das Kindeswohl gewährleisten. Soweit die hehren Absichten.
«Aufwandsentschädigung»
Der Bundesrat schreibt, der Schutz der «Spenderinnen» habe «höchste Priorität». Sie sollen vorab «umfassend» über die gesundheitlichen Risiken aufgeklärt werden. Und sie sollen kein Geld erhalten, «sondern lediglich eine Aufwandsentschädigung». Das aber öffnet der Kommerzialisierung Tür und Tor, wie das oft zitierte Beispiel Spanien zeigt. Dort ist ein Markt entstanden, der nach kapitalistischen Regeln auf Kosten der Frauen funktioniert, wie die Sozialanthropologin Laura Perler gezeigt hat.
Import von Eizellen
Für eine Eizellen-«Spende» ist eine mehrwöchige Hormonbehandlung notwendig. Die Entnahme erfolgt unter Narkose und die gesundheitlichen Langzeitfolgen sind unbekannt. Es sei zu erwarten, dass in der Schweiz «nicht genügend» Eizellen gespendet würden, schreibt der Bundesrat. Er will deshalb den Import von Eizellen aus Staaten zulassen, die einen «vergleichbaren» Schutz der «Spenderinnen» kennen wie die Schweiz.
Fiktion der «Spende»
In Spanien muss die «Spende» laut Gesetz altruistisch sein. Eine finanzielle «Aufwandsentschädigung» von 1000 Euro ist jedoch erlaubt. Diese Regelung ist mit derjenigen vergleichbar, welche die Schweiz plant. Der Import von Eizellen aus Spanien wäre also denkbar. In Spanien, so Perler, würden Eizellen aber nicht gespendet, sondern verkauft. Die sogenannte «Aufwandsentschädigung» sei aufgrund der hohen Jugendarbeitslosigkeit ein finanzieller Anreiz für junge Frauen. Die Fiktion der «Spende» werde aufrechterhalten, um den kommerziellen Aspekt der Reproduktionsmedizin zu verschleiern, so Perler. Eizellen seien der rare Rohstoff, ohne den es diesen Markt nicht gäbe. Das grosse Geschäft mit den Eizellen machten nicht die «Spenderinnen», sondern Kliniken, und andere Akteure wie Eizellbanken, Vermittlungsagenturen und Genetiklabore. Sie drängen weltweit auf eine Legalisierung der Eizellen-«Spende».
In der Schweiz muss das zuständige Departement (Ministerium) auf Basis der Eckpunkte der Regierung bis Ende 2026 einen konkreten Vorschlag zur Legalisierung der Eizellen-«Spende« vorlegen.