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Eine Klinik wirbt auf Twitter für ihr kommerzielles Eizellen-Spende-Programm. © H&E

Trotz Verbot: Kliniken zahlen für Eizellen-Spenden

fs /  Kliniken nutzen die Verzweiflung von Frauen aus, die sich sehnlichst ein Kind wünschen. Dies geht aus verdeckten Recherchen hervor.

Wer Eizellen spendet, geht hohe gesundheitliche Risiken ein. Eine Bezahlung ist deshalb in den meisten Ländern verboten. In Grossbritannien muss das Klinikpersonal sicherstellen, dass eine Spenderin nicht aus finanziellen Gründen ihre Eizellen verkauft. Die «Daily Mail» hat aufgedeckt, dass mehrere Privatkliniken dieser gesetzlichen Pflicht nicht nachkommen. Die Aufsichtsbehörde hat jetzt eine Untersuchung eingeleitet.

Gratis-Behandlung gegen Eizellen
Ein «Daily-Mail»-Reportage-Team gab sich als verzweifeltes Ehepaar aus, das sich sehnlich ein Kind wünscht, die Behandlung aber nicht finanzieren kann. In einer Klinik wurde dem «Ehepaar» gesagt, dass die künstliche Befruchtung im Reagenzglas gratis ist, wenn die Frau die Hälfte der entnommenen gesunden Eizellen spendet. Auch andere Kliniken boten im Gegenzug zu einer Eizellen-Spende eine kostenlose oder günstigere In-vitro-Fertilisation an. Ein Arzt bot Geld für die Eizellen an. Er sagte dem «Ehepaar», praktisch alle Eizellen-Spenderinnen würden aus finanziellen Gründen Eizellen spenden. Die Kliniken machen mit diesem Eizellen-Handel ein gutes Geschäft, da Eizellen weltweit Mangelware und die Preise entsprechend hoch sind.

Spätfolgen kein Thema
Ein Beratungsgespräch für Spenderinnen von Eizellen ist in Grossbritannien zwar gesetzlich vorgeschrieben. Doch gravierende körperliche und seelische Konsequenzen seien dabei kaum ein Thema, berichtet die «Daily Mail». Die Entnahme von Eizellen ist ein invasiver Eingriff in den Körper, der mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Die gesundheitlichen Spätfolgen sind noch weitgehend unbekannt. Zudem ist es möglich, dass eine Spenderin selber nie schwanger wird, eine Empfängerin ihrer Eizellen aber ein Kind hat, das mit der Spenderin genetisch verwandt ist. Mit Spätfolgen: In Grossbritannien hat laut der «Daily Mail» jedes im Reagenzglas gezeugte Kind ab dem 18. Lebensjahr das Recht zu erfahren, wer seine leiblichen Eltern sind.

Trend zur Legalisierung
In der EU sind bezahlte Eizellen-Spenden verboten. Doch erlaubt ist eine «Aufwandsentschädigung». Spektakuläre Fälle wie letztes Jahr in Italien zeigen, dass junge Frauen trotz Verboten für Eizellen-Spenden bezahlt werden.
In der Schweiz und in Deutschland ist die Eizellen-Spende noch verboten. Doch die Verbote wanken: In beiden Ländern gibt es eine sehr aktive Lobby für die Legalisierung der Eizellen-Spende. In der Schweiz ist ein Vorstoss im Parlament hängig.
Österreich hat die Eizellen-Spende legalisiert. Spenderinnen dürfen nur die Spesen ersetzt werden.
In den USA sind Eizellen-Spenden legal, auch gegen Bezahlung.


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