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Jede Frau kennt das: Warteschlangen vor Frauenklos am Flughafen Zürich-Kloten. © LR

Amsterdam investiert Millionen in Frauen-Toiletten

fs /  Öffentliche Toiletten für Frauen sind vielerorts Mangelware. Die Stadt Amsterdam will dies nun ändern. Damit hat das jahrelange Wildpinkeln von Frauen Erfolg.

Amsterdam will vier Millionen Euro in öffentliche Toiletten investieren, die nicht nur aus Pissoirs für Männer bestehen. Die ersten neuen Toiletten sollen noch in diesem Jahr errichtet werden, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender NOS. 

Demonstratives Wildpinkeln
In Amsterdam gibt es viel mehr öffentliche Männer- als Frauen-Toiletten. Vor fast zehn Jahren fand deshalb die damalige Studentin Geerte Piening auf dem Nachhauseweg keine öffentliche Frauen-Toilette in der Nähe und pinkelte auf die Strasse. Wegen Wildpinkelns erhielt sie eine Geldstrafe von 90 Euro. Sie legte Beschwerde ein, doch das Gericht bestätigte die Strafe. Statt auf die Strasse zu pinkeln, hätte sie ins Pissoir für Männer urinieren können, meinte der Richter. Piening hatte argumentiert, in der Stadt Amsterdam gebe es 35 öffentliche Männer-Toiletten, aber nur zwei für Frauen. «Zum Zeitpunkt der Tat befand ich mich zwei Kilometer von der nächsten Frauen-Toilette entfernt.» Seit dem Urteil unterstützten andere Frauen den Protest von Piening und pinkelten immer wieder demonstrativ in Pissoirs oder auf Gehwege. 

Zu wenig Toiletten im Parlamentsgebäude
In der Schweiz bemängelten Parlamentarierinnen kürzlich, dass es im nationalen Parlamentsgebäude zu wenig Frauen-Toiletten gibt. Zurzeit sind es 21. Männer teilen sich im Parlamentsgebäude 25 Toiletten und 27 Pissoirs. Das zuständige Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) wies im «Tages-Anzeiger» darauf hin, dass die Normen des Staatssekretariates für Wirtschaft eingehalten würden. Danach brauche es in Betrieben mit mehr als 100 Beschäftigten auf 15 Frauen eine Toilette. 
In einigen Bundesstaaten der USA und in Kanada gibt es Gesetze, die in öffentlichen Gebäuden auf eine Männer- zwei Frauen-Toiletten vorschreiben.

Frauen verlieren Lebenszeit
Diese Verhältnis macht Sinn, weil Frauen wegen fehlender öffentlicher Toiletten nicht nur vor den Toiletten Schlange stehen müssen und damit im Laufe ihres Lebens viel Zeit verlieren. Sie brauchen auch mehr Zeit auf der Toilette. Das Leeren der Blase dauert durchschnittlich 30 Sekunden länger als bei Männern, schreibt die kanadische Journalistin Lezlie Lowe in ihrem Buch «No Place To Go». Mehr Zeit als Männer brauchen Frauen auch wegen der Kleidung und der Menstruation. 

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