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Ärzte verschreiben Frauen bei Infektionskrankheiten häufiger Antibiotika als Männern. © asj

Frauen erhalten öfter Antibiotika

fs /  Ärzte verschreiben Frauen häufiger Antibiotika als Männern. Dafür gibt es keine medizinische Erklärung.

Das Forschungsteam um Evelina Tacconelli, Leiterin der Klinischen Infektiologie am Uniklinikum Tübingen, hat Studien und unveröffentlichte Daten von rund 44 Millionen Patientinnen und Patienten ausgewertet. Sie stammen aus rund einem Dutzend Industrienationen, darunter auch aus Deutschland, Italien, Grossbritannien und Schweden. Das berichtet der «Daily Mail».

Grosse Geschlechterkluft
Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Frauen bekommen im Durchschnitt 27 Prozent häufiger vom Arzt ein Antibiotikum als Männer.
  • Besonders ausgeprägt ist der Unterschied bei den 35- bis 54-Jährigen: In dieser Altersgruppe erhalten 20 von 1000 Frauen pro Tag eine Tagesdosis Antibiotikum. Bei den Männern sind es nur 13 von 1000.
  • Am grössten ist die Geschlechterkluft bei Antibiotika, die bei Atemwegsinfektionen verschrieben werden.

Kein medizinischer Grund
Für diesen Unterschied gibt es laut Tacconelli keinen medizinischen Grund. Männer hätten sogar häufiger Atemwegsinfektionen als Frauen. Gegen Blasenentzündungen, an denen Frauen häufiger leiden, würden andere Antibiotika verschrieben. Bei deren Verschreibung gebe es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Geschlechtern.

Häufigere Arztbesuche
Tacconelli vermutet deshalb einen anderen Grund: Frauen gehen öfter zum Arzt, wie aus Befragungen und Studien hervorgeht. Sie erhalten deshalb auch häufiger ein Antibiotikum verschrieben. Dies ist nicht ungefährlich, da Bakterien Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln können. Unnötige Verschreibungen sollten Ärztinnen und Ärzte deshalb unterlassen, sagt Tacconelli. «Ärztinnen und Ärzte sollten sich des Risikos bewusst sein, dass sie Frauen eher Antibiotika verschreiben als Männern.»


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