Instagram normiert Frauenbild
Ein Bikini-Foto mit sichtbarem Schamhaar löscht Instagram eher als eines ohne. Eine Nackte mit molliger Figur wird eher zensiert als eine spindeldürre Nackte. Wie willkürlich die Zensur ist, dokumentiert das Buch «Pics or It Didn’t Happen: Images Banned from Instagram». Herausgeberinnen sind die jungen Künstlerinnen Arvida Byström und Molly Soda.
Konventionelles Schönheitsbild
«Uns fiel auf, dass viele Leute, die sich über ihre gelöschten Insta-Bilder aufregen, Menschen sind, die nicht in ein konventionelles Schönheitsbild passen», sagte Molly Soda gegenüber der britischen Tageszeitung «The Independent». Die US-Amerikanerin und die Schwedin Arvida Byström riefen deshalb letztes Jahr ihre Follower auf, ihnen Fotos zu schicken, die Instagram zensiert hat. Viele Bilder, die sie erhielten, zeigen nackte Brüste von Frauen, die Instagram konsequent löscht.
«Willkürliche Zensur»
Doch bei einigen Fotos ist nicht ersichtlich, warum sie zensiert wurden. So löschte Instagram beispielsweise einen fotografierten Chat, in dem es um das Rasieren von Beinen geht. Weshalb dieses Bild gegen die Instagram-Richtlinien verstosse, sei völlig unklar, sagte Molly. Die Zensur sei willkürlich: «Ein Bikinifoto, auf dem man Schamhaare sieht, wird zum Beispiel mit höherer Wahrscheinlichkeit gelöscht als eins ohne.» Dieses Beispiel zeige, wie das Unternehmen das Frauenbild normiere. Die Gesellschaft sei dieser Kontrolle ausgeliefert, da sie nach unklaren Kriterien und auf intransparenten Wegen erfolge. Arvida Byström: «Die Richtlinien von Instagram müssen genauer werden. Derzeit werden unterschiedliche Körper auch unterschiedlich behandelt. Und das ist gefährlich.»
600 Millionen Nutzerinnen und Nutzer
Instagram ist eine beliebte Foto- und Videoplattform mit weltweit über 600 Millionen Nutzerinnen und Nutzern. Richtlinien legen fest, welche Fotos erlaubt sind und welche nicht. Verboten sind danach zum Beispiel pornografische, diskriminierende und illegale Bilder und Fotos, die Gewalt oder nackte Geschlechtsteile zeigen. Beim Hochladen von Bildern prüft Instagram jedoch nicht, ob sie den Richtlinien entsprechen. Damit ein Bild geprüft und allenfalls entfernt wird, muss es jemand melden. Pornografische Bilder und Videos können deshalb monatelang auf Instagram zu finden sein. Wenn ein Foto gemeldet wird, ist der Interpretationsspielraum gross. Instagram wird deshalb immer wieder vorgeworfen, Bilder willkürlich zu zensieren.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine