Kleinkinder: Betreuung in der Krippe schadet nicht

Mütter, die bereits kurz nach der Geburt wieder erwerbstätig sind, beeinträchtigen den Lernerfolg ihrer Kinder nicht. Dies geht aus einer Studie der University of London hervor. Mütter, die nach der Geburt rasch wieder in den Job zurückkehren, müssen kein schlechtes Gewissen haben, sagt Studienleiterin Heather Joshi. Die Erziehungswissenschaftlerin hat mit ihrem Team sechs Studien aus den vergangenen 40 Jahren mit den Lebensläufen von 40’000 Kindern ausgewertet.
Noch vor zwanzig Jahren hatten Untersuchungen bei Kindern, deren Mütter kurz nach der Geburt wieder in den Job einstiegen, einen Lernunterschied im Verhalten, beim Spracherwerb und im Rechnen festgestellt. Der Unterschied war gering aber signifikant, schreibt das Forschungsteam. Doch die Daten jüngerer Generationen zeigten, dass dieser kleine Lernunterschied verschwunden ist. Es lasse sich kein nennenswerter Unterschied beim Lernerfolg mehr feststellen.
Kinder profitieren vom Ausbau des Angebots
Studienleiterin Heather Joshi führt dies hauptsächlich auf den Ausbau des Kinderbetreuungsangebotes in den Neunzigerjahren zurück. Jene Kinder, die nach 2000 geboren wurden, seien die ersten, für die es in Grossbritannien grossflächige Angebote frühkindlicher Erziehung gab: 90 Prozent von ihnen haben diese im Alter zwischen drei und fünf Jahren in irgendeiner Form beansprucht. In den Achtzigerjahren waren es erst 40 bis 50 Prozent. Joshi warnte im «Independent» davor, Förder- und Betreuungsangebote zu reduzieren, wie es die britische Regierung aus Spargründen erwägt.
In Deutschland haben kleine Kinder unter drei Jahren ab dem 1. August einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) hat im Frühjahr Alarm geschlagen: Mangels Finanzen hätten die AWO-Kitas zu wenig Platz und zu wenig Personal und müssten deshalb zu grosse Gruppen bilden. Das sei genau das Gegenteil dessen, was Pädagoginnen und Pädagogen für den Umgang mit Kleinkindern empfehlen. Der AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler forderte in der «Tageszeitung» den Bund auf, die Kommunen zu entlasten und einen Grossteil der Betriebskosten zu übernehmen.