Toter Fötus: Langjährige Haftstrafe aufgehoben
Die Anklage hatte Purvi Patel vorgeworfen, online im Ausland eine Abtreibungspille gekauft und damit einen lebensfähigen Embryo abgetrieben zu haben. Ein Geschworenengericht in Indiana verurteilte sie letztes Jahr zu 20 Jahren Haft wegen Fetozids sowie wegen Vernachlässigung eines geborenen und angeblich lebensfähigen Babys. Die 33-Jährige bestritt alle Anschuldigungen. Sie habe eine Fehlgeburt erlitten. In ihrem Blut konnten keine Spuren eines Abtreibungsmittels nachgewiesen werden. Purvi Patel ist die erste Frau, die in den USA aufgrund eines Fetozid-Gesetzes verurteilt worden ist.
Urteil aufgehoben
In diesem Frühjahr hat ein Berufungsgericht das Urteil des Geschworenengerichtes wegen Tötung aufgehoben und die Frau wegen Vernachlässigung zu 18 Monaten Haft verurteilt. Wegen Tötung eines Fötus dürften nur Drittpersonen verurteilt werden und nicht Schwangere, die selber abtreiben. Gegen dieses Urteil ging keine Berufung ein. Es ist deshalb kürzlich rechtskräftig geworden, berichtet der «Guardian». Da Purvi Patel die 18 Monate bereits abgesessen hat, ordneten die Behörden ihre Freilassung an.
Anklagen gegen Frauen
Fetozid-Gesetze gibt es in zahlreichen US-Bundesstaaten. Purvi Patel ist nicht die erste Frau, die aufgrund eines solchen Gesetzes angeklagt wurde. Sie ist jedoch die erste Frau, die deswegen verurteilt wurde.
Nicht nur in den USA müssen Frauen damit rechnen, nach einer Fehl- oder Totgeburt im Gefängnis zu landen. Weltweit eines der strengsten Abtreibungsgesetze hat El Salvador. Dort müssen Frauen mit langjährigen Haftstrafen rechnen, auch wenn sie einen Spontanabort oder eine Fehlgeburt haben. Abgeordnete der rechtsextremen Partei «Nationalrepublikanische Allianz» (Arena) wollen nun das Strafmass für eine Abtreibung auf 50 Jahre Haft erhöhen. Amnesty International wirft den Arena-Abgeordneten vor, «ein gefährliches Spiel mit dem Leben von Millionen Frauen zu spielen».
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine