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Carmen Sammut (links) und Lucetta Scaraffia (links) kritisieren die Geringschätzung der Frauen. © OR/IC

Vatikan: Frauen fühlten sich an Synode als Fremdkörper

/  Renommierte Teilnehmerinnen der Familiensynode kritisieren, dass katholische Geistliche Frauen gering schätzen.

Rund 300 Männer haben drei Wochen lang in Rom über Standpunkte der katholischen Kirche zu Ehe, Familie und Sexualität beraten. 32 Frauen waren als «Auditorinnen» dabei. Einige haben mittlerweile öffentlich Bilanz gezogen.
«Aus Sicht der hinteren Bänke»
Schwester Carmen Sammut, Vorsitzende der Internationalen Union der Ordensoberinnen, lud zu einer Pressekonferenz «aus Sicht der hinteren Bänke». Sie habe «völlig neue Erfahrungen» machen müssen. Die Synode habe viele Unterschiede zwischen den Kardinälen und Bischöfen offenbart. Doch in einem wesentlichen Punkt unterschieden sie sich kaum: Sie hatten alle Mühe damit, Frauen als einen wesentlichen Bestandteil der Kirche zu betrachten. Zeitweise habe sie das Gefühl gehabt, fast so etwas wie ein «Fremdkörper» zu sein. Dieses Gefühl hätten andere anwesende Ordensfrauen und Laiinnen geteilt. Die Modalitäten an der Synode haben es Frauen «ganz gehörig erschwert», sich zu beteiligen, sagte Schwester Carmen Sammut. So durften Auditorinnen und Auditoren in den Arbeitskreisen das Wort erst ergreifen, wenn die Diskussionen schon fast abgeschlossen waren.
«Jede Wortmeldung ging ins Leere»
Lucetta Scaraffia, Historikerin und Verantwortliche der Frauenbeilage des «Osservatore Romano» zog ihre Bilanz nicht in der Vatikan-Zeitung, sondern in «Le Monde». Sie sei als junge Frau oft die einzige Frau unter Männern gewesen. Doch nun habe sie als 67-jährige Frau, die an einer staatlichen Universität unterrichtet und in zahlreichen Gremien mitgearbeitet habe, «ungewöhnliche Erfahrungen» machen müssen. Sie sei erstaunt gewesen vom «unsensiblen Umgang» der Kardinäle und Bischöfe mit Frauen, «die sie offenbar für minderwertig halten». Sie habe sich «nur geduldet» und «praktisch inexistent» gefühlt. Viele Teilnehmer der Synode hätten ein «deutliches Unbehagen» gegenüber Frauen gezeigt. «Jede meiner Wortmeldungen ging ins Leere.»

«Viele akzeptieren Frauen nicht»
An der Synode selber kritisierte die US-Ordensschwester Maureen Kelleher, dass an einer früheren Synode 1974 zwei Ordensfrauen teilnahmen. 40 Jahre später sei es eine einzige mehr. Die Kirche müsse endlich zur Kenntnis nehmen, dass viele Frauen, die sich berufen fühlen, ihren Platz in dieser Kirche nicht finden und ihre Fähigkeiten nicht einbringen können. Nach der Synode sagte sie dem «National Catholic Reporter», dass sie die Herablassung der Kirchenmänner an der Synode nur schwer habe ertragen können. «Viele akzeptieren Frauen schlicht nicht.» Von den Männern forderte einzig Paul-André Durocher, Vorsitzender der kanadischen Bischofskonferenz, mehr Frauen auf einflussreiche Posten in der Kurie zu berufen, berichtet «Le Monde». Er schlug sogar vor, Frauen den Zugang zum Diakonat zu öffnen. Das Diakonat ist die Vorstufe zum Priesteramt. Es ist gemäss dem katholischen Kirchenrecht wie das Priesteramt nur Männern vorbehalten.


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