Wenn Frauen sprechen, dann über Männer
Im Siegerfilm «Moonlight» gibt es weibliche Figuren, die jedoch nie miteinander sprechen. Im Filmmusical «La La Land», das mehrere Oscars erhielt, hat Hauptdarstellerin Emma Stone einen Frauentreff mit drei anderen Frauen. Doch keine dieser Frauen hat einen Namen. Beide Filme bestehen damit den Bechdel-Test nicht. Kriterium für diesen Gender-Test ist, ob im Film zwei namentlich genannte Frauen ein Gespräch führen, das sich nicht nur um Männer dreht.
Drei Filme bestehen Bechdel-Test
Für den Oscar waren ingesamt neun Filme nominiert. «Moonlight» und «La La Land» bestehen den Bechdel-Test nicht. Nur drei der restlichen sieben Filme erfüllen die Kriterien:
- «Hidden Figures»: Der Film über drei schwarze Mathematikerinnen bei der Nasa, besteht als einziger den Bechdel-Test ohne Einschränkung. Er ging bei den Oscar-Verleihungen leer aus.
- «Arrival»: Der Science-Fiction-Film erfüllt den GenderTest knapp: Es gibt mehrere Dialoge zwischen Mutter und Tochter, die allerdings erst gegen Ende des Films einen Namen erhält.
- «Fences»: Das Filmdrama besteht dank eines kurzen Dialogs einer Mutter mit ihrer Adoptivtocher über Schuhe den Gender-Test.
- «Manchester by the Sea»: Im Filmdrama gibt es einen Dialog zwischen zwei Frauen. Allerdings unterhalten sich Mutter und Tochter über den Freund der Tochter. Der Film besteht damit den Gender-Test nicht.
- «Hell or High Water»: Im Neo-Western sind zwei Frauen Nebenfiguren als Kellnerin und als Ex-Frau. Bechdeltest.com bezeichnet sie als «Requisiten», die zufällig Namen haben. Der Film besteht den Bechdel-Test nicht.
- «Hacksaw Ridge»: Im Kriegsfilm gibt es zwei weibliche Figuren, die einen Namen haben. Sie sprechen aber nie miteinander.
- «Lion»: Im Filmdrama machen bekannte Schauspielerinnen wie Nicole Kidman mit. Doch die Frauenfiguren treffen sich nie und sprechen deshalb nicht miteinander. Auch dieser Film besteht den Gender-Test nicht.
Regie führen Männer
Der Bechdel-Test sagt nichts über die Qualität eines Filmes aus. Er misst einzig, ob sich zwei Frauen über etwas anderes als Männer unterhalten.Trotzdem gilt der Test als Gradmesser für die Filmbranche, weil er den Blick der Filmemacher auf ihre Figuren offenbart. Da bei Hollywood-Filmen nach wie vor fast nur Männer Regie führen und Drehbücher schreiben, dominiert die männliche Sicht. In der Geschichte der Oscars sind erst vier Regisseurinnen für die beste Regie nominiert worden. Mit Kathryn Bigelow hat 2010 die bisher erste und einzige Frau diesen Oscar auch gewonnen.
Für Deutschland gehen Regieaufträge für TV-Spielfilme hauptsächlich an Männer. Das geht aus dem aktuellsten «Regie-Diversitätsbericht» des Bundesverbandes Regie (BVR) für das Jahr 2015 hervor.
Eine aktuelle Studie, welche die öffentlich-rechtlichen TV-Sender ARD und ZDF Anfang dieses Jahres veröffentlicht haben, bestätigt dies. Von fast 1400 fiktionalen TV-Produktionen, die von 2011 bis 2015 in ARD und ZDF zu sehen waren, entstand nur jede sechste unter der Regie einer Frau (17 Prozent). Bei Kamera und Ton waren die Frauenanteile noch tiefer.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine