Kandidatinnen kommen seltener zu Wort
Medienpräsenz ist in einem Wahlkampf ein wichtiger Faktor für den Erfolg. Eine Analyse der Berichterstattung zu den nationalen Wahlen in der Schweiz von Ende 2015 zeigt, dass der Frauenanteil bei den Kandidierenden deutlich höher war als der Frauenanteil in der Vorwahlberichterstattung.
Bekanntheit steigern
Im Auftrag des Bundes hat ein Forschungsteam der Universität Freiburg die Berichterstattung in den vier Wochen vor den Wahlen analysiert. Es hat Print- und Onlinemedien sowie das digitale Angebot der öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG ausgewertet. Die wichtigsten Ergebnisse:
- Frauen waren in der Vorwahlberichterstattung im Vergleich zu ihrem Anteil von knapp 35 Prozent auf den Wahllisten untervertreten. In den Medien lag der Frauenanteil nur bei 24 Prozent. Umgekehrt heisst dies, dass Männer übervertreten waren. Ihre Medienpräsenz war mit gut 75 Prozent deutlich höher als ihr Anteil auf den Wahllisten mit fast 66 Prozent.
- Im Vergleich zu früheren Wahlanalysen hat sich an der Untervertretung der Kandidatinnen in der Berichterstattung nicht viel verändert. Das Forschungsteam führt dies hauptsächlich darauf zurück, dass Frauen seltener als Männer parteiinterne Ämter und Funktionen übernehmen. Diese erhöhen die Bekanntheit und damit die Wahrscheinlichkeit, in den Medien vorzukommen.
Klischeefreie Berichterstattung
- Traditionelle Rollenklischees spielen nur noch vereinzelt eine Rolle. Die Vorwahlberichterstattung unterscheide sich in diesem Punkt positiv von der restlichen Berichterstattung in den Medien, heisst es in einem Kommentar der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen. Die Auflösung von Geschlechterklischees deute darauf hin, dass in den Redaktionen die Sensibilität für eine «geschlechtergerechte und inhaltsorientierte Darstellung der politischen Sphäre» gewachsen sei.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine