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Frauen sollen sprachlich weniger wichtig sein als eine kleine Minderheit von Männern, kritisiert Luise F. Pusch. © BR24

«Für Gendern – gegen Gender-Ideologie»

fs /  Die feministische Linguistin Luise F. Pusch kritisiert, dass Frauen sprachlich erneut verschwinden sollen. Der Begriff «Gender» sei vieldeutig.

Luise F. Pusch kämpft seit 40 Jahren gegen das generische Maskulinum, das Frauen sprachlich unsichtbar macht. Mittlerweile hat sie viele Mitstreiterinnen, die Frauen in der Sprache sichtbar machen wollen. Heute heisst «gendern», was Pusch «nicht sexistische» oder «geschlechtergerechte» Sprache nannte. 

Vieldeutiger Begriff «Gender»
Der Begriff «Gender» könne jedoch alles Mögliche bedeuten, schrieb Pusch kürzlich in der «Emma». Sie kämpfe dafür, dass Frauen nicht im generischen Maskulinum verschwinden. In diesem Sinn sei sie für das sprachliche ‘Gendern’. Hingegen lehne sie eine Gender-Ideologie ab, wonach jede Person unabhängig vom biologischen Geschlecht eine ‘Gender-Identität’ selber wählen kann. Deshalb werde sie von allen Seiten attackiert: «Genderkritische Feministinnen wie ich werden heute angegriffen von der Rechten, die Gendern und die Gender-Ideologie bekämpft, und von der Linken, die beides durchsetzen will.»

Minderheit verdrängt Mehrheit
Die Sprach-Debatte sei von einer extremen Unausgewogenheit zugunsten der transgender Personen geprägt, schrieb Pusch. Statistisch sei je nach Quelle nur eine von 1000 bis 2000 Personen divers oder transgender. Auf 500 bis 1000 sprachlich immer noch zweitrangige Frauen komme also eine sprachlich unsichtbare diverse oder transgender Person. Frauen hingegen seien keine Minderheit, sondern die Mehrheit, die sprachlich nun wieder weniger wichtig sein soll als eine kleine Minderheit von Männern. Pusch: «Die sprachliche Ausmerzung der Frauen durch die patriarchale Grammatik ist eine kapitale Ungerechtigkeit und keineswegs gleichzusetzen mit der sprachlichen Ausgrenzung von Minderheiten.» 

«Frauen wollen sprachlich sichtbar bleiben»
Pusch kritisiert neue Begriffe für Frauen. Wenn von «Menschen mit Uterus» die Rede sei, verschleiere dies, dass man damit biologische Frauen meint. Frauen würden sich selber nie so bezeichnen. Das Recht auf Selbstbezeichnung gelte für Frauen offensichtlich nicht, wenn es um die Inklusion von Transmenschen gehe. Täglich bringe man Frauen sprachlich zum Verschwinden, um die trans Minderheit von höchstens einem Promille der Bevölkerung vor angeblicher Ausgrenzung zu schützen. So habe die Medizinzeitschrift «Lancet» Frauen als «Körper mit Vaginas» bezeichnet. Muttermilch werde zu «Menschenmilch» und aus Müttern «gebärende Personen». Der Begriff FLINTA stelle die Bevölkerungsmehrheit der Frauen auf gleiche Stufe mit Minderheiten: Frauen, Lesben, Intersexuelle, Nichtbinäre, Transgender, Agender. Pusch: «Auch Frauen haben ein Recht auf Selbstbestimmung. Wir wollen als Frauen sprachlich sichtbar bleiben.»

«Wieder definieren Männer Weiblichkeit»
Die Feministin Zana Ramadani fragte in der «SonntagsZeitung», weshalb die Gefühle von ein paar Männern, die sich als Frauen erklären, wichtiger seien als die Gefühle der Frauen, welche die Bevölkerungsmehrheit sind. Ramadani ist ehemalige Aktivistin der feministischen Gruppe «Femen», deren Markenzeichen provokative Oben-Ohne-Aktionen sind. «Es macht mich als Feministin unendlich wütend, dass es auf einmal wieder darum geht, was eine Frau sein soll – und dass diese Diskussion wieder von Männern bestimmt wird.» Transfrauen seien als Männer zur Welt gekommen und als Männer sozialisiert worden. Und nun würden diese Männer definieren, was eine Frau ist.

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