Schluss mit der weiblichen Scham
Den Initiantinnen geht es um den Begriff «Schamlippen», für den es im Duden keine Alternative gibt. Mit «Schamlippen» bezeichnet man die Hautfalten der Vulva. Diese umfasst die äusseren weiblichen Geschlechtsorgane. Die Journalistin Gunda Windmüller und die Autorin Mithu Sanyal schlagen «Vulvalippen» als neue Bezeichnung vor. Mit einer Petition rufen sie dazu auf, diesen Begriff zu verbreiten.
«Sprache schafft Wirklichkeit»
Scham sei mit schämen verbunden und Schamlippen deshalb die falsche Bezeichnung für einen lustvollen Teil des Körpers, heisst es in der Petition. «Der Begriff passt nicht in unsere Zeit. Er gibt eine falsche, eine verschämte, eine lustfeindliche Vorstellung von Körpern und Sexualität wieder.» Mit der Scham habe man die Sexualität über Jahrhunderte diszipliniert und eingeengt. «Sprache schafft Wirklichkeit. Wenn wir also die Scham loswerden wollen, müssen wir auch diese alten Begriffe loswerden.»
Neuen Begriff durchsetzen
Gunda Windmüller und Mithu Sanyal wollen erreichen, dass der Begriff «Vulvalippen» in den Duden aufgenommen wird und mit der Zeit den Begriff «Schamlippen» ersetzt. Da die Duden-Redaktion nur auf die Entwicklung der Sprache reagiert und nicht selber agiert, muss sich der neue Begriff zuerst im Sprachgebrauch durchsetzen. Mit der Petition rufen die Initiantinnen deshalb alle auf, nur noch von «Vulvalippen» zu sprechen, namentlich bei Ärztinnen, Lehrpersonen und in sozialen Netzwerken. Mithu Sanyal: «In zehn Jahren werden wir zurückblicken und es nicht mehr glauben können, dass die Lippen wirklich mal Schamlippen genannt wurden, als müsse man (und in diesem Fall meistens eben frau) sich dafür schämen.»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine