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An der nationalen Demonstration in der Schweiz forderten Frauen Lohngleichheit. © Annette Boutellier/sgb

Frauen rufen zu Streiks auf

fs /  Frauenstreiks machen sichtbar, wie die Welt ohne Arbeit von Frauen aussehen würde. Auch im kommenden Jahr.

Leere Büros, Schulen und Küchen: In Spanien liessen am 8. März dieses Jahres Millionen Frauen bezahlte und unbezahlte Arbeit liegen. Sie folgten einem Streikaufruf von Frauenorganisationen und kleineren Gewerkschaften, der ursprünglich aus Lateinamerika kam. An einer Grossdemonstration forderten die Spanierinnen rechtliche Gleichstellung, höhere Löhne und weniger Gewalt. Der Frauenstreik legte Spanien teilweise lahm und sorgte weltweit für Aufsehen.
Kürzlich streikten Frauen in Island und forderten, die Lohngleichheit endlich durchzusetzen. Erstmals fand ein solcher Frauenstreik Ende Oktober 1975 statt. Zuletzt streikten die Isländerinnen 2016 und 2010.

Machtdemonstration
In der Schweiz forderten im September Tausende an einer nationalen Kundgebung die Arbeitgeber auf, die Lohngleichheit umzusetzen und für gleichwertige Arbeit gleiche Löhne zu zahlen. Für das kommende Jahr bereiten feministische und gewerkschaftliche Kreise einen landesweiten Frauenstreik am 14. Juni vor. Ob ein einheitlicher Forderungskatalog entsteht, ist noch offen. Natascha Wey, Co-Präsidentin der SP-Frauen Schweiz und Mitarbeiterin der Gewerkschaft VPOD, sagte in der «Wochenzeitung», dass ein Frauenstreik in erster Linie eine Machtdemonstration sein soll. Anfang Dezember wird der Schweizerische Gewerkschaftsbund entscheiden, ob er ihn unterstützt. Offen ist, welche Frauenorganisationen mitmachen. Der erste landesweite Frauenstreik fand in der Schweiz 1991 statt. Rund eine halbe Million Frauen streikten damals unter dem Motto «Wenn Frau will, steht alles still». Anlass war das zehnjährige Bestehen des Gleichstellungsartikels in der Bundesverfassung und dessen schleppende Umsetzung. Wie damals sollen auch 2019 lokale Organisationen den Frauenstreik dezentral organisieren.

Streikaufrufe
In Deutschland sind Frauen aufgerufen, am 8. März 2019 zu streiken. Zurzeit vernetzen sich lokale feministische und linke Initiativen zum bundesweiten Netzwerk «Frauen*streik». In der Einladung zum Vernetzungstreffen in Nordrhein-Westfalen heisst es: «Wir streiken für eine gerechte Verteilung von Arbeit in all ihren Formen: soziale Arbeit, gesellschaftliche Arbeit, Reproduktionsarbeit und Erwerbsarbeit.» Politisch motivierte Streiks sind in Deutschland untersagt, im Unterschied zu Streiks im Rahmen von Tarifauseinandersetzungen. Gewerkschaften werden deshalb kaum zu einem Frauenstreik aufrufen. In Deutschland gab es zuletzt am 8. März 1994 einen bundesweiten Frauenstreik. «Frauen sagen Nein!» lautete damals das Motto.
Auch in Österreich rufen Aktivistinnen für den 8. März 2019 zu einem Frauenstreik auf: «Frauenstreik heisst – Frauen streikt!Arbeiterinnenstreik! Hausfrauenstreik! VerSorgestreik! Putzstreik! Konsumstreik! Schülerinnenstreik! Studentinnenstreik! Sexstreik! Gebärstreik! Aktionen!»

Frauenmarsch am 19. Januar 2019
Frauenstreiks gibt es nicht nur in Europa. 2017 riefen beispielsweise Aktivistinnen in den USA Frauen auf, am 8. März zu streiken. Doch am «Day Without a Woman» nahmen viel weniger Frauen teil als Anfang 2017 an den Anti-Trump-Demonstrationen «Women’s March». Am 19. Januar 2019 ist erneut ein Frauenmarsch geplant. Landesweit wollen Frauen für Frauenrechte auf die Strasse gehen. Am meisten Teilnehmerinnen werden in Washington erwartet.


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