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Klimaseniorinnen im Fokus des öffentlichen Interesses nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. © srf

Ältere Frauen sorgen für Schlagzeilen

fs /  Frauen werden oft übersehen und abgewertet. Für ältere Frauen gilt dies ganz besonders. Doch das ändert sich gerade.

Die Klimaseniorinnen aus der Schweiz haben kürzlich einen aufsehenerregenden Erfolg vor dem «Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte» (EGMR) erreicht. Und in Deutschland sorgen die «Omas gegen rechts» endlich für Schlagzeilen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie jahrelang übersehen und nicht ernst genommen wurden. Und dass sie fordernd und laut sind. Damit verstossen sie gegen das gängige Bild der älteren Frau, der man bloss noch zutraut, unbezahlte Care-Arbeit zu leisten und Kuchen zu backen. Rosmarie Wydler-Wälti, Co-Präsidentin des Vereins «KlimaSeniorinnen Schweiz», sagte in der «NZZ am Sonntag»: «Gerade ältere Frauen wurden zu lange nicht ernst genommen. Wir müssen uns vieles doppelt so hart erkämpfen.» 

Die Mär von den manipulierten Frauen
Der EGMR hat die Schweiz verpflichtet, mehr zur Bekämpfung der Klimakrise zu tun. Welche Massnahmen die Schweiz ergreifen soll, liess der Gerichtshof offen. Das Urteil gilt als richtungsweisend auch für andere Klagen. In Schweizer Medien hiess es danach rasch abwertend, die Klimaseniorinnen seien von Greenpeace instrumentalisiert und manipuliert worden. Greenpeace hat die Klage initiiert und unterstützt. Aber die Frauen haben selber entschieden, sich dafür jahrelang und unbezahlt zu engagieren. Ältere Frauen trifft die Klimaerwärmung gesundheitlich härter als ältere Männer, wie Studien zeigen. Das ist ihre Motivation und war ihre Argumentation vor Gericht. Die Klimaseniorinnen sind Teil einer globalen Bewegung, die auf juristischem Weg gegen die Klimakrise kämpft. 
Dass ein Gericht die Politik zum Handeln zwingt, sorgte in der Schweiz für heftige Kritik auch an den Klimaseniorinnen. Doch für Schweizerinnen ist dieser Weg nicht neu: 1990 musste das höchste Schweizer Gericht dem Kanton Appenzell Innerrhoden befehlen, das Frauenstimmrecht endlich einzuführen. 

Für Frauenrechte und gegen Rechtspopulisten
Die «Omas gegen rechts» wurden 2017 in Österreich gegründet als Reaktion auf den Vormarsch der Rechtspopulisten. Sie trugen bunte Mützen wie die pinken Pussyhats, mit denen US-Feministinnen Anfang 2017 gegen die Wahl von Donald Trump demonstrierten. Die Bewegung wuchs rasch, auch in anderen Ländern. In Deutschland soll es nach eigenen Angaben mittlerweile über 150 Regionalgruppen und etwa 30’000 Mitglieder geben. Die Omas demonstrieren regelmässig gegen Antifeminismus, Rassismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Verschwörungsfantasien und für die Demokratie und die Rechte von Frauen. 

«Grösste Frauenbewegung der Gegenwart»
Jahrelang wurden die «Omas gegen rechts» medial nicht ernst genommen, im Unterschied beispielsweise zu demonstrierenden Klimaaktivistinnen oder Landwirten. «Vor unser aller Augen hat sich in den vergangenen sechs Jahren die wohl grösste Frauenbewegung der deutschen Gegenwart zusammengetan», schrieb die «Tageszeitung». Es sei Zeit, die «Omas gegen rechts» politisch und medial endlich ernst zu nehmen. «Warum werden sie nicht zu Markus Lanz und Co eingeladen? Dort sitzen schliesslich auch Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen und Land­wir­t*in­nen – aber eben noch keine Omas. Zeit wird es.»

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