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Ausschnitt aus dem mittlerweile abgeschalteten Online-Lexikon «Agent*In». © Agent*In

Antifeministen-Netzwerk sichtbar machen

fs /  Eine Webseite über Antifeministen wurde nach viel Kritik schnell vom Netz genommen. Nun soll das Projekt in anderer Form fortgeführt werden.

«Agent*In» (Anti-Gender-Networks Information) hiess das «kritische Online-Lexikon zum Antifeminismus», welches das Gunda-Werner-Institut im Sommer online geschaltet hatte. Die Webseite sollte das Netzwerk von Organisationen und Personen, die antifeministische Positionen vertreten, sichtbar machen. Doch bereits drei Wochen später hatte das Institut der grünennahen Heinrich-Böll-Stiftung «Agent*in» nach heftiger Kritik gegen den «Online-Pranger» wieder vom Netz genommen.

Ausstieg der Böll-Stiftung
Kürzlich hat der Stiftungsvorstand den «endgültigen Ausstieg» bekannt gegeben. Die Stiftung werde «in der Auseinandersetzung mit Rechtspopulismus und Angriffen auf feministische und gleichstellungspolitische Errungenschaften zukünftig andere Formate der politischen Bildungsarbeit nutzen und neu entwickeln», heisst es in der kurzen Begründung. Unklar bleibt, was der Grund für den Ausstieg war.

Antifeminismus sichtbar machen
Soziologe Andreas Kemper, Mitglied des «Agent*In»-Redaktionsteams, glaubt, der Vorwurf ‘Online-Pranger‘ habe nur gewirkt, «weil seit Jahren an der Verschwörungsideologie des sogenannten ‘Gender-Faschismus‘, der ‘totalitären Homolobby‘ usw. gearbeitet wird und die Heinrich-Böll-Stiftung als Stiftung einer potentiellen Regierungspartei hierfür die ideale Angriffsfläche bot». Das sagte Kemper gegenüber dem Online-Portal «queer.de». Das «Agent*In»-Redaktionsteam will das Projekt nun selber in «überarbeiteter Form» fortsetzen. Es sei wichtig, antifeministische Diskurse sichtbar zu machen, sagt Kemper.

Kritik an Listen
Im Mittelpunkt der Kritik stand im Sommer, dass man mit den technischen Funktionen des Online-Lexikons Listen von unliebsamen Personen mit Parteizugehörigkeit erstellen konnte. Diese Listen wurden von allen politischen Seiten kritisiert. Rechte sprachen von einem Pranger, der denunziere, verleumde und anschwärze. Kolumnistin Margarete Stokowski schrieb im «Spiegel», dass es aufgrund der historischen Erfahrung nicht gut sei, Listen von Menschen wegen ihrer politischen Gesinnung anzulegen. Die Antifeministen würden selber solche Listen anlegen und «man sollte es ihnen nicht gleichtun». Die Listenfunktion soll es laut Kemper in der überarbeiteten Version nicht mehr geben. «Diese Kritik haben wir sehr ernst genommen.»


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