Zigaretten sind verpönt, Frauenverachtung nicht
Anfang Oktober wurde die Expo in Dubai eröffnet. Im Vorfeld gab es in der Schweiz heftige Kritik an einem Sponsor des Schweizer Pavillons. Die Regierung verzichtete schliesslich auf das Sponsoring durch den Tabak-Multi Philip Morris und damit auf 1,8 Millionen Franken (1,7 Millionen Euro).
Frauen unter Vormundschaft
Die Zigarettenindustrie gilt als verpönt, nicht aber die massive Diskriminierung von Frauen im Gastgeberland. Sie sind in den Vereinigten Arabischen Emiraten, zu denen Dubai gehört, rechtlich Menschen zweiter Klasse. Die Scharia wird zwar liberaler als andernorts interpretiert. Trotzdem diskriminieren Recht und Praxis die Hälfte der Bevölkerung immer noch massiv, wie ein Bericht der Menschenrechtsorganisation «Human Rights Watch» kürzlich feststellte. Frauen stehen nach wie vor unter männlicher Vormundschaft und sind in zahlreichen Rechtsbereichen wie dem Strafrecht, dem Erbrecht und dem Familienrecht diskriminiert. Unter besonders ausbeuterischen Verhältnissen leben die unzähligen ausländischen Hausangestellten.
Herrscher wegen Entführung seiner Töchter verurteilt
Weltweit für Schlagzeilen sorgte vor zwei Jahren die Flucht der sechsten Frau des Herrschers von Dubai nach London. Prinzessin Haya bint al-Hussein befürchtete, dass Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum die zwei gemeinsamen, noch minderjährigen Kinder zwangsverheiratet. Zuvor hatten zwei seiner erwachsenen Töchter aus einer anderen Ehe versucht, ins Ausland zu fliehen. Der Emir liess Shamsa und Latifa gewaltsam nach Dubai zurückbringen. Ihr Aufenthaltsort ist zurzeit nicht bekannt. Ein britisches Gericht befand den Emir in Abwesenheit später für schuldig, weil er seine beiden Töchter entführt und seine sechste Frau Prinzessin Haya eingeschüchtert hatte.
Kein Boykott
Obwohl Frauen in Dubai Menschen zweiter Klasse sind, gab es weder Proteste noch einen Boykott der Expo. Ende Oktober wird Bundesrat Guy Parmelin, derzeit Präsident der Schweizer Regierung, am «Nationentag» der Schweiz die Expo besuchen. Es ist leider nicht zu erwarten, dass er die Frauendiskriminierung im Gastgeberland kritisiert. Denn die Politik will es mit den reichen Emiraten nicht verscherzen. Geschäfte sind einmal mehr wichtiger als Frauenrechte.