Abtreibung: Gegeninformation im Internet
In Deutschland haben Aktivistinnen eine Webseite aufgeschaltet, die über das Recht auf Abtreibung, Beratungsstellen und über die Abtreibungsgegner und ihre Aktivitäten informiert. Die Seite «Für das Leben» soll hauptsächlich christliche Jugendliche erreichen und ist deshalb bewusst wie die Webseiten von Abtreibungsgegnern gestaltet. Finanziert wird sie mit privaten Spenden. Kontaktadresse ist das antirassistische Netzwerk «Argumente».
Christliche Jugendliche im Visier
Wer die Suchworte Abtreibung, Pränataldiagnostik oder Sterbehilfe google, gerate heute meist auf eine Seite von Abtreibungsgegnern, sagte eine der Initiantinnen in der «Tageszeitung». Das soll die neue Webseite ändern. Zielpublikum seien hauptsächlich junge Menschen mit «christlich-humanistischem Weltbild», die sich mit dem Thema Schwangerschaftsabbruch noch nicht intensiver auseinandergesetzt haben. Die Gefahr sei gross, dass diese Jugendlichen wegen der Desinformationen im Netz zu Abtreibungsgegnern werden. Das müsse verhindert werden. «Wir beschreiben die Positionen der ‹Lebensschützer›, zeigen, wie gefährlich deren Weltbild ist, und stellen ihnen Argumente entgegen, um einen Gegenpol zu schaffen.» Die Initiantin gehört zu einer feministischen Gruppe aus Berlin. Sie will anonym bleiben, weil sie Übergriffe auf ihre Person befürchtet.
«Heimtückische» Taktik der Abtreibungsgegner
In Frankreich hat die Nachrichtenagentur AFP vor drei Jahren aufgedeckt, dass Frauen, die anonym im Internet Rat suchen, mit hoher Wahrscheinlichkeit zuerst auf eine Seite fundamentaler Abtreibungsgegner geraten. Diese informieren vordergründig «neutral». Wer die Webseiten tatsächlich betreibt, ist oft nur mit aufwändiger Suche herauszufinden. Marie-Laure Brival von der «Association des centres d’interruption de grossesse» sprach von einer «heimtückischen» neuen Taktik. Mit ihrer Desinformation im Internet würden die Abtreibungsgegner Frauen den Zugang zu einer Abtreibung mehr erschweren als mit provokativen Protesten auf der Strasse.
Die französische Regierung hat darauf reagiert und eine Webseite aufgeschaltet, die über das Recht der Frauen auf einen Schwangerschaftsabbruch und professionelle Informations- und Hilfsangebote informiert.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine