Facebook zensiert FrauenSicht
Anlässlich der Fussball-Europameisterschaft hat der Online-Wettanbieter «Bet-at-Home» mit einem nackten Frauen-Po geworben. Das Foto für die Werbung zeigte eine junge nackte Frau am Strand mit einem Fussball in der Hand, die von hinten mit einem Feldstecher beobachtet wird. In Österreich hat die feministische Plattform 20’000frauen den Spiess umgekehrt und damit die Werbung verspottet. Die Aktivistinnen veröffentlichten unter dem Slogan «Balls For Boys» für das fiktive Unternehmen «Bad-at-Home» Sujets mit nackten Männer-Pos: «Dass es um Sportwetten geht, ist logisch, was denken Sie denn?»
Verstoss gegen Standards
FrauenSicht hat über die Aktion der Österreicherinnen berichtet und das Bild mit dem nackten Männer-Po auch auf Facebook gepostet. Kürzlich meldete Facebook, das Foto verstosse gegen die Gemeinschaftsstandards und der Beitrag sei deshalb gelöscht worden. Facebook schränke die Darstellung von Nacktheit ein. «Es sei denn, die Inhalte wurden zu Bildungszwecken gepostet oder es handelt sich um humorvolle oder satirische Darstellungen».
Kontext bleibt unbeachtet
Dass die Aktion satirisch gemeint war, ist den Zensoren entgangen. Das ist nicht erstaunlich: Facebook hat die Zensur-Arbeit an Billigarbeiterinnen und -arbeiter auf den Philippinen delegiert. Diese können den Kontext, in dem das Bild steht, aus sprachlichen Gründen nicht verstehen.
Auf der Facebook-Seite von «Bet-at-Home» ist das Sujet mit dem nackten Frauen-Po nirgends zu finden. Die Frauen, die von hinten mit einem Feldstecher beobachtet werden, tragen alle knappe Höschen.
Foto auf der Facebook-Seite von «Bet-at-Home» (bah).
Toleranter bei Hassseiten
Facebook steht wegen Löschungen immer wieder in der Kritik. Zuletzt hat der Konzern das historische Foto eines nackten Mädchens, das vor einem Napalm-Angriff in Vietnam flieht, von der Seite der norwegischen Zeitung «Aftenposten» entfernt. Nach heftigem Protest und einem offenen Brief an Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat Facebook das Bild schliesslich wieder aufgeschaltet.
Bei Hassseiten ist Facebook weniger zimperlich. So hat der Konzern kürzlich monatelang Meldungen über eine Seite ignoriert, die zu Gewalt gegen Frauen aufrief. Erst als eine Journalistin sich meldete, wurde die Seite gelöscht.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine