«Frauen erleben das ständig»
Während eines Pressetermins im Weissen Haus würdigte US-Präsident Donald Trump die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel keines Blickes. Er tat dies auch nicht, als zuerst ein Medienvertreter und dann Angela Merkel ihn nach einem Handschlag fragte. Dieser Affront fällt umso mehr auf, als Donald Trump bei früheren Staatsbesuchen im gleichen Raum die Hände männlicher Amtskollegen ausführlich schüttelte. Mit dem japanischen Premierminister Shinzo Abe dauerte der Handshake 19 Sekunden, hat CNN berechnet. Sogar dem kanadischen Premierminister und erklärten Feministen Justin Trudeau hatte Trump den Handschlag nicht verweigert.
«Männer ignorieren Frauen»
«Männer ignorieren Frauen ständig und meist interessiert das niemanden», kommentierte Feministin und «Guardian»-Autorin Jessica Valenti. Das könne am Arbeitsplatz passieren, im Restaurant oder in einem Geschäft. Frauen nicht zu beachten sei eine Form des Sexismus, die weit
verbreitet sei. Sogar Männer, die sich als progressiv und aufgeschlossen betrachten, würden diese alltägliche Form des Sexismus praktizieren, meist unbewusst. «Wir hören sehr viel über den expliziten Sexismus wie Nachpfeifen oder Diskriminierung, aber weniger offener Sexismus kann genauso verletzend sein», schreibt Valenti. Ein Grund dafür sei, dass es sehr schwer sei, diese Form der Demütigung denjenigen zu erklären, die sie noch nie selber erlebt haben.
«Minimum an Respekt»
Mit dem Ignorieren von Merkel habe Trump signalisiert, dass eine Frau nicht wichtig genug ist, um ihr Aufmerksamkeit oder ein Gespräch zu gewähren, schreibt Valenti. «Ob jemand eine Spitzenpolitikerin ist oder eine einfache Person: Sie wahrzunehmen ist das Minimum an Respekt, das man erwarten kann.»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine