Hoher Einsatz für Lohngleichheit
Dänemarks Fussballerinnen fordern seit einem Jahr Lohngleichheit und gleiche Rechte wie ihre weniger erfolgreichen männlichen Kollegen. Doch davon wollte der nationale Fussballverband DBU auch dann nichts wissen, als die Nationalspielerinnen im Sommer Vize-Europameisterinnen wurden. Erst Streiks brachten Bewegung in den Arbeitskampf.
WM-Qualifikationsspiel abgesagt
Zunächst musste der Verband die ausverkaufte Revanche des EM-Endspiels gegen die Niederlande absagen, weil die Spielerinnen streikten. Zum ersten Spiel der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2019 traten die Spielerinnen nur an, weil sie zuvor mit dem Verband eine Einigung für ein Spiel erreicht hatten.
Zum zweiten Spiel gegen Schweden traten die Spielerinnen nicht an. Der Streik hatte die erwünschte Wirkung: Vor dem dritten WM-Qualifikationsspiel gegen Kroatien gab es erneut eine Einigung für ein Spiel.
Das vierte WM-Qualifikationsspiel findet erst im kommenden Frühjahr statt. Der Verband und die Vereinigung der Spielerinnen hoffen, bis dann eine endgültige Einigung zu erreichen. Der Verband bietet an, das Gesamtbudget für das Frauenteam fast zu verdoppeln, berichtet das englischsprachige dänische Portal «The Local». Für die Spielerinnen ist das zu wenig. Sie fordern weiterhin Lohngleichheit mit den Männern.
Das Zehnfache für die Männer
Die meisten dänischen Nationalspielerinnen sind keine Voll-Profis. Die Honorare des nationalen Verbandes sind deshalb für sie finanziell von Bedeutung. Eine dänische Nationalspielerin erhält vom Verband monatlich umgerechnet 1900 Euro (1700 Franken). Für das gute Abschneiden an der Europameisterschaft erhielten die Vize-Europameisterinnen eine Prämie von 10’700 Euro (9700 Franken), allerdings erst nach wochenlanger Verzögerung. Die dänische Männer-Nationalmannschaft hingegen hatte 2012 allein für die EM-Teilnahme das Zehnfache erhalten. Nationalspielerin Sanne Troelsgaard sagte, den Spielerinnen sei klar, dass die Männer die Geldmaschine für den Verband seien. Aber aus dem Topf für Prämien und Stipendien müssten die erfolgreicheren Frauen nun mehr erhalten.
Kritik an Fussballverband
Der Verband wirft den Spielerinnen vor, «Länderspiele und Fans als Geisel für gewerkschaftliche Verhandlungen zu missbrauchen». In den Kommentaren hingegen wird meist die unnachgiebige Haltung des Fussballverbandes kritisiert. Das dänische Frauen-Nationalteam habe bisher nie die Anerkennung bekommen, die es verdient hätte, sagte die frühere norwegische Nationalspielerin Lise Klaveness.
Streik erwogen
Auch die Frauen-Nationalmannschaft von Schweden hat offenbar erwogen, für eine bessere Entschädigung zu streiken. Laut dem öffentlich-rechtlichen TV-Sender SVT stimmten die Spielerinnen vor der EM im Sommer darüber ab. Es gab eine Mehrheit für einen Streik, aber keine Einstimmigkeit. Die Nationalspielerinnen verzichteten deshalb auf dieses Druckmittel.
Gleicher Lohn für Nationalspielerinnen
Weltweit als erstes Land hat Norwegen bei den A-Teams der Nationalmannschaft die Lohngleichheit verwirklicht. Das Honorarbudget für das Frauen-Nationalteam wird ab dem kommenden Jahr gleich hoch sein wie das Honorarbudget des Männer-Nationalteams. Der nationale Fussballverband will damit das Frauenteam fördern, das an der EM im Juni erstmals bereits in der Vorrunde ausgeschieden ist.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine