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Die Kollektion des Designers Oliver Rousteing durfte «Blick» nicht an normalen Frauen zeigen. © Balmain x H&M

Modekonzern fürchtet normale Frauen

fs /  H&M bringt diese Woche die neuste Designer-Kollektion in die Läden. Die Kreationen durften zuvor nicht an Frauen mit normaler Figur gezeigt werden.

Im Vorfeld hatten Topmodels die Kollektion des Designers Oliver Rousteing (29) vom französischen Modelabel Balmain präsentiert. Die Boulevardzeitung «Blick» wollte die Kleider an Frauen zeigen, «die kleiner sind als 1,80 Meter und etwas mehr als Size Zero tragen». Es sei wichtig, vor einem Kauf zu sehen, wie normale Frauen darin aussehen, schrieb «Blick». Die diesjährige Designer-Kollektion sei mit viel Samt, Satin, Wildleder, Perlen und Goldfäden speziell und zudem ziemlich teuer.

Rückzieher von H&M
Als H&M erfuhr, dass der «Blick» die Kleider an Frauen mit normaler Figur zeigen wollte, zog der schwedische Modekonzern die Zusage aus «geschäftspolitischen Gründen» zurück. H&M stellte die Kleider nicht zur Verfügung und der «Blick» musste das Fotoshooting, das schon organisiert war, absagen. Kommentar der «Blick»-Journalistin: «Hat H&M etwa Angst, die Kreationen könnten uns ’Normalen’ nicht stehen? Models sehen auch in einem Abfallsack gut aus. Die Designerklamotten, die am 5. November in die Läden kommen, sollen aber doch wir kaufen, oder?»

Kontroverse um Kopftuch-Model
Für H&M scheinen Frauen mit normalen Figuren als Models nicht in Frage zu kommen, Frauen mit Kopftuch hingegen schon. Im Werbevideo für eine Jeanskollektion sind in schnellster Bildfolge unter anderen ein Transgender, eine Seniorin, Sikhs, ein Übergewichtiger und das britische Kopftuch-Model Mariah Idrissi zu sehen. Letztere löste in westlichen Medien eine Kontroverse aus. Laut H&M sollte der Werbeclip «vermeintliche Moderegeln» brechen und die Vielfalt der Kundschaft widerspiegeln. Kritikerinnen gaben zu bedenken, dass das Kopftuch für viele Frauen kein Regelbruch sondern ein Zwang sei. «Der Hidschab ist in den Augen der orthodoxen Muslime kein Modeaccessoire, sondern eine religiöse Pflicht», sagte die deutsche Muslimin und frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Agkün gegenüber dem Nachrichtensender n-tv. Werbefachleute sagten, H&M gehe es nur darum, den riesigen Markt der frommen Musliminnen zu erschliessen.


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