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Alice Schwarzer ist das Lachen trotz aller Vorurteile gegen sie nicht vergangen. © zdf

Die Frau ist alt und frustriert

fs /  Der Satiriker Jan Böhmermann diffamierte Alice Schwarzer öffentlich. Eine alte Masche, um sich nicht inhaltlich auseinandersetzen zu müssen.

In einer Folge des Podcasts «Fest und Flauschig» sagte Jan Böhmermann Anfang dieses Jahres, ab sechzig versuche man nur noch zu konservieren, was man in der Vergangenheit gemacht hat. Dann werde man so wie Alice Schwarzer: «Da kämpft sie jahrzehntelang an vorderster Front für Emanzipation, Frauenrechte und Gleichberechtigung. Und auf einmal kommt eine neue Kategorie in die Welt, mit der sie überhaupt nicht gerechnet hat: Nämlich Menschen, die als Männer geboren werden und deren Geschlechtsidentität weiblich ist.»

Alte Frau
Diese Menschen hätten einen schmerzhaften und psychisch belastenden Prozess hinter sich, meinte Böhmermann. Und dann komme Alice Schwarzer und sage: «Das geht nicht, weil du als Mann geboren bist.» Jan Böhmermann setzt sich nicht inhaltlich mit den Argumenten der 79-Jährigen auseinander, sondern diffamiert sie: «Ich glaube, dass sich da bei Alice Schwarzer das Alter meldet. Irgendwann wirst du konservativ.»

Frustrierte Frau
Schwarzer sei «frustriert», dass ihre Meinung nun weniger relevant als früher sei, behauptete Böhmermann. «Wenn du eine starke Meinungsmacherin bist und dann merkst, dass es jüngere Frauen gibt, die das besser und zeitgemässer hinbekommen, was ganz natürlich ist, da sie jünger sind, frustriert dich das», so Böhmermann. «Wenn du dein Ego pampern und nicht vergessen werden willst, fängst du an, Quatsch zu erzählen. Da ist Alice Schwarzer nicht die einzige, die in dem Alter Scheisse erzählt.» 

«Frauenfeindlich»
Für Böhmermann ist es also einfach «Quatsch», wenn Frauen wie Schwarzer das biologische Geschlecht als entscheidenden Grund für Diskriminierung halten. Mit «Quatsch» muss man sich ja nicht auseinandersetzen. Für sein Geschwätz erhielt der 41-Jährige auf Twitter Applaus, aber auch Kritik. «Menschenverachtende Propaganda gegen Frauen, die für ihre Rechte einstehen. Erstmal schön ne Runde gekotzt.» Böhmermann gehe inhaltlich nicht auf Alice Schwarzer ein, sondern disqualifiziere sie frauenfeindlich. Schwarzer sei für viele ihrer Forderungen kritisiert worden, doch «meistens hatte sie recht». Böhmermann habe Probleme zu verstehen, was eine Frau sei: «Deshalb beschimpft er in bester sexistischer Manier Alice Schwarzer als alt und frustriert.» 

Frauen zum Schweigen bringen
Böhmermann ist nicht der einzige, der eine meinungsstarke Frau diffamiert und so zum Schweigen bringen will. Herabsetzen, verspotten, demütigen, verunglimpfen, mundtotmachen und abwerten sind alte Methoden, um Frauen zum Schweigen zu bringen, wie Kate Manne in ihrem Standardwerk über die Logik der Misogynie schreibt. Alice Schwarzer kennt diese seit Beginn ihres Engagements für Frauenrechte 1970. Schon damals hiess es, Feministinnen seien frustrierte Frauen.

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