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Künstlerin Gillian Wearing mit einem Modell der Statue. © CarolineTeo

Frauenwahlrechtskämpferin bricht Männermonopol

fs /  London ehrt nach elf Politikern eine Frauenrechtsaktivistin mit einer Statue. Kritikerinnen bezeichnen sie als die falsche Vertreterin der Frauenstimmrechtsbewegung.

Auf dem berühmten Parliament Square gegenüber dem britischen Parlament wird im Februar erstmals die Statue einer Frau enthüllt. Die Frauenwahlrechtskämpferin Millicent Fawcett wird dann neben elf Staatsmännern wie dem US-Präsident Abraham Lincoln, dem britischen Premierminister Winston Churchill und Südafrikas Präsidenten Nelson Mandela stehen. Der Parliament Square gilt landesweit als der wichtigste Platz, um politische Leistungen zu würdigen.

Moderate Suffragistin
Millicent Fawcett (1847-1929) war über zwanzig Jahre lang Präsidentin des nationalen Verbandes der Frauenstimmrechtsverbände. Fawcett gehörte zu den moderaten Suffragistinnen, die mit legalen Mitteln wie Eingaben und Reden für das Wahlrecht kämpften. Die militanten Suffragetten hingegen platzierten Bomben in öffentlichen Gebäuden, bewaffneten sich, gingen ins Gefängnis und setzten für das Wahlrecht auch ihr eigenes Leben ein.

Kritik an Fawcett
Kritikerinnen bezeichnen Fawcett als Vertreterin der Elite, die zu wenig radikal gewesen sei. Es seien die militanten Suffragetten gewesen, die unter hohem persönlichem Einsatz schliesslich das Wahlrecht für alle Frauen errungen hätten. Mit der Statue für Fawcett blende man aus, dass Frauen zu terroristischen Handlungen greifen mussten, um ihr Ziel zu erreichen.

«Mut bringt neuen Mut hervor»
Die Künstlerin Gillian Wearings, die von der Stadt London den Auftrag für die Statue erhielt, hat nun beide Flügel der Frauenbewegung vereint. Fawcett trägt vor der Brust ein Schild mit der Aufschrift: «Mut bringt neuen Mut hervor». Diesen Satz hatte Fawcett in ihrer Traueransprache für die junge Suffragette Emily Davison gesagt. Diese hatte sich 1913 vor das Pferd des Königs geworfen.

Erfolgreiche Petition für Frauen-Statue
Aktivistinnen in Grossbritannien forderten schon lange, auf dem Parliament Square endlich eine Frau zu ehren. Die Journalistin Caroline Criado-Perez hatte der Forderung mit einer Online-Petition Schub verliehen. Sie kritisiert, dass in Grossbritannien nur wenige reale Frauen für ihre Leistungen geehrt werden. «Als Frau ist es am ehesten möglich eine Statue zu bekommen, wenn du eine mythologische oder allegorische Figur, eine berühmte Jungfrau, königlich oder nackt bist.»

Zuvor hatte Caroline Criado-Perez sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass die britische Schriftstellerin Jane Austen auf der Zehn-Pfund-Banknote abgebildet wird. Die Note ist seit kurzem im Umlauf.
Die Künstlerin Gillian Wearings hatte mit einer Skulptur in Birmingham für Kontroversen gesorgt: Ihre «Echte Birminghamer Familie» vor einer Bibliothek zeigt zwei alleinerziehende Frauen mit ihren Söhnen.


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