Frau an der Spitze der Russischen Zentralbank

fs /  Mit Elwira Nabiullina leitet erstmals eine Frau die Notenbank eines G8-Staates.

Das russische Parlament hat dem Vorschlag von Präsident Wladimir Putin mit grosser Mehrheit zugestimmt und die 49-jährige Ökonomin Elwira Nabiullina zur Vorsitzenden der Zentralbank gewählt. Die frühere Ministerin für Wirtschaftsentwicklung war zuvor Beraterin des Staatsoberhaupts. Kritiker befürchten deshalb, dass die Notenbank unter Nabiullina für Druck aus dem Kreml empfänglich ist und die Leitzinsen senken könnte, um die Kreditvergabe und damit das Wachstum anzukurbeln. Nabiullina hingegen sagte vor dem Parlament, dass die Inflation ihre grösste Sorge sei und dass sie diese bekämpfen wolle.
Frauen an der Spitze von Notenbanken sind eine Seltenheit. In Russland war Tatjana Ponomarjowa in den Neunzigerjahren kurz kommissarische Notenbankchefin. Weltweit leiteten Ende letzten Jahres nur 12 Frauen eine Notenbank, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. Zu ihnen gehören Gill Marcus (Südafrika) und Mercedes Marco del Pont (Argentinien).
In den USA ist Janet Yellen Vizepräsidentin der Notenbank Federal Reserve (Fed). Die Ökonomin gilt als Favoritin für die Nachfolge des amtierenden Notenbankchefs Ben Bernanke und wäre die erste Frau an der Spitze der Fed. In China war Chen Muhua von 1985 bis 1988 die erste und bisher einzige Frau an der Spitze der Notenbank (People’s Bank of China PBC).
Im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) sind Frauen seit zwei Jahren nicht mehr vertreten. Im letzten Herbst blockierte das Europäische Parlament deshalb monatelang die Ernennung des Luxemburgers Yves Mersch. Schliesslich übergingen die Staats- und Regierungschefs der EU das Parlament und beriefen Mersch in das Direktorium der Zentralbank. Die nächste Vakanz ist frühestens 2018 zu erwarten.
In Deutschland kam vor zwei Jahren mit Sabine Lautenschläger die erste Frau in den Vorstand der Deutschen Bundesbank.
In Österreich waren schon mehrere Frauen im Direktorium der Nationalbank. Mit Maria Schaumayer stand von 1990 bis 1995 zum ersten und bisher letzten Mal eine Frau an der Spitze dieses Gremiums.
In der Schweiz ist das Direktorium der Nationalbank bisher ein Männerklub.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

IBAN: CH 0309000000604575581