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Die Queen verfügte erst vor einem Jahr, dass Camilla den Titel «Queen Consort» erhalten soll, wenn Charles König wird. © BBC

Camilla: Die gehasste Geliebte

fs /  Camilla Parker Bowles ist bis heute eine Hassfigur. Ihre Geschichte ist typisch für eine klischeehafte Sicht auf weibliche Geliebte.

Am 6. Mai wird Charles zum König gekrönt. Ihm hat kaum geschadet, dass er seine grosse Liebe Camilla in jungen Jahren nicht geheiratet und seine Frau Diana mit ihr betrogen hat. Als dies vor Jahrzehnten öffentlich wurde, ergoss sich der Hass fast nur über Camilla. Jahrelang wurde sie als «Rottweiler» beleidigt, der sich in den Prinzen festgebissen habe. Camillla wird bis heute als Ehebrecherin beschimpft.

«Die Welt hasst dich»
Die Netflix-Serie «The Crown» liess den Hass auf Camilla Ende 2020 aufleben. Sie wurde auf dem Instagram-Account der Königsfamilie beleidigt und beschimpft: «Es tut mir leid, aber diese Frau werde ich nie mögen», «Schäm dich für immer, Camilla!», «Camilla, die Welt hasst dich!», «Schreckliche Frau – profitiert vom Herzschmerz einer anderen Frau», «Ich weiss, dass es lange her ist. Aber ehrlich gesagt bin ich verärgert, weil Camilla eine verheiratete Frau und Charles mit Diana verheiratet war. Sie haben ihre Ehepartner völlig missachtet, und jetzt werden sie als glücklicher König und glückliche Königin gefeiert.»

On-off-Beziehung
Anfang der 1970er-Jahre soll Charles sich heftig in Camilla verliebt haben. Doch sie galt vermutlich wegen ihrer nicht ganz aristokratischen Herkunftsfamilie als nicht standesgemäss für Kronprinz Charles. Camilla heiratete 1973 Andrew Parker Bowles. Ein paar Jahre später hatten sie und Charles wieder eine Affäre. Nach dessen Heirat mit Diana 1981 gab es erneut einen Unterbruch in ihrer Beziehung, allerdings nur einen kurzen. Als öffentlich wurde, dass die Ehe von Charles mit Diana kriselte, machte die Öffentlichkeit Camilla als «Dritte» in dieser Ehe verantwortlich. 

«Es war nicht einfach»
Charles hingegen ist bis heute kaum ein Thema. Dabei ist er der eigentliche Verursacher der Beziehungsdramen von Diana, Camilla und deren erstem Mann Andrew Parker Bowles. Charles hatte sich wegen seiner Familie zuerst gegen seine grosse Liebe Camilla entschieden. Nachdem Diana 1995 im BBC-Interview von einer «Ehe zu dritt» gesprochen hatte, wurde Camilla zur «meistgehassten Frau» Grossbritanniens. Bis heute gilt sie als unheilvolle Figur, nicht Charles. Nach dem Tod von Diana 1997 pflegten Charles und Camilla ihre Beziehung jahrelang im Verborgenen. Als sie 2005 heirateten, bestimmte die Queen, dass Camilla lediglich den Titel «Princess Consort» (Prinzgemahlin) und nicht «Queen Consort» (Königsgemahlin) erhalten soll, wenn Charles König wird. Erst Anfang 2022 verfügte die Queen, dass Camilla doch den Titel «Queen Consort» erhalten soll. Das liess den Hass auf Camilla erneut aufleben. Kurz vor ihrem 75. Geburtstag letzten Sommer sagte sie in einem Interview mit der britischen «Vogue»: «Es war nicht einfach. Ich wurde so lange so behandelt, dass man einfach einen Weg finden muss, um damit zu leben. Man muss weiterleben.» 

Die Ehebrecherin
Die Geschichte von Camilla ist typisch für eine klischeehafte Sicht auf weibliche Geliebte: Die Frau wird verurteilt, hingegen ist das Verhalten des Mannes kein Thema. Diese Art Frauenfeindlichkeit richte sich nie nur gegen eine einzelne Frau, sondern gegen alle Frauen, sagt Monica Lewinsky. Die US-Psychologin hatte als Praktikantin im Weissen Haus Mitte der neunziger Jahre eine Affäre mit dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton. In der Öffentlichkeit galt sie als Verführerin und Ehebrecherin, obwohl sie damals Praktikantin und erst 22 Jahre alt war. 

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