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Frauen wollen selber über ihren Körper bestimmen. © agovox

US-Behörden drangsalieren Aktivistin

fs /  Eine holländische Ärztin vertreibt die Abtreibungspille in US-Bundesstaaten mit restriktiver Gesetzgebung. Jetzt haben die Behörden sie verwarnt.

Frauen, die eine Schwangerschaft abbrechen möchten, können sich über die Webseite «Aid Access» bei Rebecca Gomperts melden. Die Ärztin klärt dann via Skype ab, ob eine Frau die Voraussetzungen für einen medikamentösen Schwangerschaftsabbruch erfüllt. Falls ja, bekommt sie die Pille aus dem Ausland zugeschickt.

Druck auf Aktivistinnen
In den USA ist die Abtreibungspille zwar zugelassen. Die Zulassungsbehörde FDA warnt jedoch auf ihrer Webseite davor, Pillen im Ausland zu bestellen. Dabei handle es sich nicht um die von der FDA zugelassenen und kontrollierten Pillen. Gomperts erhielt kürzlich ein Schreiben der FDA. Darin heisst es, dass der Verkauf von «falsch bezeichneten und nicht zugelassenen neuen Medikamenten» gegen Bundesrecht verstosse. 120 Mitglieder des nationalen Parlamentes dankten der FDA öffentlich für den Warnbrief. Damit stehe die FDA unter grossem politischem Druck, gegen sie vorzugehen, sagte Gomperts gegenüber der Zeitschrift «Mother Jones». Doch sie werde sich davon nicht abschrecken lassen.

Bisher keine Anklage
In den USA haben zahlreiche Bundesstaaten in den vergangenen Jahren die Hürden für einen legalen Schwangerschaftsabbruch erhöht. Zuletzt hat Alabama Abtreibungen fast in jedem Fall verboten, auch nach einer Vergewaltigung. Gomperts ist nicht die einzige, welche die Abtreibungspille in den USA vertreibt und deshalb ins Visier der fundamentalistischen US-Abtreibungsgegner geraten ist. Angeklagt wurde bisher keine der Aktivistinnen. Gomperts setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, dass Frauen selber über ihren Körper bestimmen können. Bekannt geworden ist sie mit Schwangerschaftsabbrüchen, die sie auf einem Schiff in internationalen Gewässern vor Ländern mit restriktiver Gesetzgebung vornahm.

Sexstreik kein feministisches Druckmittel
Das Engagement von Gomperts ist beispielhaft, wie Feministin Teresa Bücker auf «Edition F» schreibt. Es sei wichtig, dass Frauen handeln und sich gegenseitig stärken. Hingegen hält sie einen Sexstreik, wie ihn US-Schauspielerin Alyssa Milano vorgeschlagen hat, für kein feministisches Druckmittel gegen restriktive Gesetze. Ein Sexstreik basiere auf der Annahme, dass Sex etwas ist, das Männer fordern und Frauen geben, schreibt Bücker. Er reduziere Frauen darauf, Objekt der Begierde zu sein. Das sei die falsche Botschaft: «Frauen haben in politischen Debatten an erster Stelle ihre Ideen zu bieten, nicht ihren Körper.»

Abtreibung enttabuisieren
Eine dieser Ideen ist die Enttabuisierung von Abtreibungen: Seit einigen Jahren sprechen in den USA Frauen öffentlich über ihre Schwangerschaftsabbrüche. Die individuellen Geschichten sollen Abtreibungen enttabuisieren und Abtreibungsgegnern den Kampf gegen das Selbstbestimmungsrecht der Frauen erschweren. Dieses Storytelling hat mit dem Gesetz von Alabama grossen Auftrieb erhalten. Schauspielerin Busy Philipps startete auf Twitter den Hashtag #youknowme und in wenigen Tagen erzählten Tausende Frauen von ihren Abtreibungen, darunter auch prominente Frauen. Dieses Storytelling über Abtreibung ist nicht neu. In Deutschland brach erstmals 1971 der «Stern» das Tabu. Unter der Schlagzeile «Wir haben abgetrieben» sagten fast 400 Frauen öffentlich, ihre Schwangerschaft abgebrochen und damit gegen das damals geltende Verbot verstossen zu haben. Initiantin Alice Schwarzer schrieb mit dieser Aktion Frauengeschichte.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

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