Daisy Trump versus Donald Clinton

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Barbara Marti /  Frage: Hätte eine Daisy Trump die Wahl gegen einen Donald Clinton gewonnen und wäre neue US-Präsidentin geworden?

Man stelle sich vor: Milliardärin und Unternehmerin Daisy Trump hat im Wahlkampf gelogen und Menschen diskreditiert. Männer beurteilt sie nach ihrem Aussehen und greift ihnen gern gegen ihren Willen zwischen die Beine. Über Menschen mit einer Behinderung macht sie sich öffentlich lustig. Im Wahlkampf hatte sie ihren Gegenkandidaten Donald Clinton als Teufel bezeichnet, den sie ins Gefängnis werfen werde, sollte sie die Wahl gewinnen. «Sperr ihn ein» und «Trump that limp-dick» (übertrumpf diesen Schlappschwanz) riefen ihre Anhängerinnen im Wahlkampf.

Daisy
Daisy Trump wird gewählt. Sie sei eben nicht Teil der Elite, die das Volk nicht mehr verstehe, sagen viele. Als Unternehmerin werde sie Arbeitsplätze in die USA zurückholen. Sie sei entscheidungsfreudig und sage, was sie denke. Vor und nach der Wahl glänzt Daisy Trump mit Wissenslücken: Sie sagt unter anderem, Belgien sei eine Stadt und die Nato habe 22 statt 28 Mitglieder. Die EU ist für sie nicht ein Friedensprojekt, sondern ein Unternehmen, das gegründet wurde, um den USA wirtschaftlich zu schaden.

Donald
Der unterlegene Kandidat Donald Clinton hingegen hatte zielstrebig an seiner politischen Karriere gearbeitet. Mit seiner Kandidatur wollte er Jungen zeigen, dass sie alles werden können, wenn sie sich trauen und hart arbeiten. Im Wahlkampf setzte er auf Fakten und forderte unter anderem gleiche Löhne für Mann und Frau, einen besseren Vaterschutz und mehr Rechte für Minderheiten. Donald Clinton hat jahrzehntelange Erfahrung in der Politik, auch als Minister. Doch im Wahlkampf hiess es, diese Erfahrung sei kein Vor-, sondern ein Nachteil. Donald Clinton gehöre zur Elite, die das Volk nicht mehr verstehe. Zudem sei er zu ehrgeizig, wirke unnahbar und langweilig.

Realität
Zurück zur Realität: Das Geschlecht habe bei der US-Wahl keine wichtige Rolle gespielt, heisst es in vielen Kommentaren. Hillary Clinton sei einfach die falsche Kandidatin gewesen. Doch nicht nur die Wahl in den USA zeigt: Die Fähigkeiten von Frauen gelten oft als unpassend für ein wichtiges politisches Amt. Mal sind sie zu qualifiziert, zu ehrgeizig, zu laut, unnahbar und kühl. Ein anderes Mal heisst es, sie hätten zu wenig Erfahrung, seien zu emotional, zu zögerlich und zu weich. Hillary Clinton sagte nach der Wahl: «Ich weiss, wir haben die höchste und härteste gläserne Decke immer noch nicht durchbrochen, aber eines Tages wird jemand das tun, hoffentlich früher, als wir jetzt glauben.»


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