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Mit der Legalisierung signalisiert der Gesetzgeber Männern, dass es akzeptiert ist, Frauen zu kaufen und sie nach eigenem Willen zu benutzen. © stuttgart-sagt-stopp.de

«Vergewaltigung mit staatlichem Segen»

fs /  Staaten verletzen Grund- und Menschenrechte, wenn sie Prostitution legalisieren, sagen Fachleute. Freiwillige Prostitution gebe es kaum.

In der Schweiz, Deutschland und Österreich ist Prostitution legal. Das hat für Frauen verheerende Folgen, wie aus einer Analyse von Ethikprofessorin Elke Mack und dem ehemaligen Verfassungsrichter Ulrich Rommelfanger hervorgeht. Sie haben dafür Studien und Berichte von Institutionen und Expertinnen und Experten ausgewertet. 

Schäden an Körper und Seele
Gynäkologin Liane Bissinger aus Hamburg beispielsweise spricht im Buch von einem «extremen Schädigungsspektrum am menschlichen Körper», das es sonst bei keiner anderen Tätigkeit gebe. Prostitution schädige alle körperlichen Bereiche. Gynäkologe Wolfgang Heide aus Heidelberg sagt: «Die psychische Traumatisierung durch Ausübung der Prostitution ist gewaltig und stellt häufig lebenslange Schädigungen und Qualen für die Frauen dar.»

«Freiwillige Prostitution ist Wunschdenken»
Der frühere deutsche Kriminalhauptkommissar Manfred Paulus hat 30 Jahre lang europaweit im Rotlichtmilieu ermittelt. Er sagt im Buch, Prostitution sei nicht «Sexarbeit», sondern «Sexsklaverei». Wer den Zusammenhang zwischen Prostitution und organisierter Kriminalität nicht sehe oder nicht sehen wolle, sei «sehr naiv». Das Rotlichtmilieu sei eine Parallelgesellschaft mit eigenen Wertvorstellungen, eigenen Richtlinien, eigenen Spielregeln und Gesetzen. Frauen seien diesen Regeln ausgeliefert. Oberstes Gebot sei es zu sagen, sich freiwillig zu prostituieren. Paulus: «Freiwillige Prostitution ist Wunschdenken.» Fast alle würden sich unfreiwillig prostituieren, sagt Paulus. Jeder Kauf einer Frau sei eigentlich eine eventualvorsätzliche Vergewaltigung mit staatlichem Segen. 

Gewalt und Ausbeutung
Peter Holzwarth, Leitender Oberstaatsanwalt in Stuttgart, sagt, dass liberale Gesetze Prostitution und Menschenhandel fördern. Auch legale Bordelle schützen Frauen nicht vor Zwang und Ausbeutung durch dritte Personen. «In 3/4 der Fälle oder noch mehr steckt Gewalt und Zwang hinter der Prostitution.» Holzwarth gehörte zu den Ermittlern im Prozess gegen Bordellbetreiber Jürgen Rudloff. Als Vorzeige-Bordellbetreiber trat dieser jahrelang in TV-Talkshows auf, bis er 2019 wegen «Beihilfe zum Menschenhandel» verurteilt wurde. 

Für Elke Bosch, Richterin am Verwaltungsgericht Freiburg, signalisiert der Gesetzgeber mit der Legalisierung den Männern, dass es akzeptiert ist, Frauen zu kaufen und sie nach eigenem Willen zu benutzen. Sie fragt im Buch: «Legalisieren wir damit nicht strukturelle Gewalt, wenn in 80 bis 90 Prozent der Fälle die Frau dem Freier unterlegen ist, sei es, weil sie aus dem Ausland kommt und die Sprache nicht beherrscht, ihre Rechte nicht kennt, sie unter dem Zwang eines Zuhälters steht oder schlicht als Armutsprostituierte auf das Geld zwingend angewiesen ist?»

Staaten nehmen Menschenrechtsverletzungen in Kauf
Weil die Nachfrage viel grösser ist als das Angebot, kann das System Prostitution nur mit Gewalt durch Zuhälter und Freier funktionieren. Das wissen laut Mack und Rommelfanger auch die Gesetzgeber. Trotzdem dulden sie die sexuelle Ausbeutung und nehmen damit die Menschenrechtsverletzungen, seelischen und körperlichen Schäden an Hunderttausenden Frauen in Kauf. Der Staat verletze deren Menschenwürde, weil er es zulasse, dass sie instrumentalisiert und zu Objekten gemacht werden. Für Ethikerin Elke Mack ist Prostitution die «grösste Verletzung der Menschenwürde in Deutschland». Mit der liberalen Prostitutionsgesetzgebung verstosse Deutschland gegen die eigene Verfassung und gegen mehrere internationale Abkommen, heisst es im Buch. Möglich wäre damit in Deutschland eine Verfassungsklage. In der Schweiz fehlt diese Möglichkeit, weil es kein Verfassungsgericht gibt.

Mythen über Prostitution
Mythen zum Thema Prostitution halten sich hartnäckig. Von Freiwilligkeit, Selbstverwirklichung und einer Verdienstmöglichkeit für Frauen ist die Rede. Wer sich prostituiert und unabhängig von der Sexkauflobby ist, spricht hingegen von Sklaverei und einem System von Gewalt und Ausbeutung, dem Betroffene ohne Unterstützung nur schwer entkommen können. 

Elke Mack/Ulrich Rommelfanger, Sexkauf, Eine rechtliche und rechtsethische Untersuchung der Prostitution, Nomos 2023, ISBN 978-3-8487-7597-2, CHF 46.–/EUR 39.–.

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